Der demographische Wandel ist eine Bedrohung für viele ländliche Regionen. Insbesondere die Wanderung spielt dabei eine große Rolle. Um dieser Entwicklungentgegenzuwirken entwickeln immer mehr Regionen ihre eigenen Strategien. Natürlich geht es nur sprichwörtlich darum, die Bevölkerung an Ihren Ort zu binden. Zentrale Fragen in diesem Zusammenhang lauten trotzdem: Wie können Sie Personen an Ihren Ort binden? Welche Zielgruppen kann man gut erreichen?
Zielgruppen
Klassische Zielgruppen, bei denen die Stärkung der Ortsbindung ein zentrales Thema ist, finden sich in allen Altersgruppen:
- Kinder und Jugendliche: Nach dem Schulabschluss stehen viele Jugendliche vor der ersten Möglichkeit, über ihre Ausbildungsschritte und damit auch über den Wohnort zu entscheiden. Schon früh kann man hier ansetzen, den ländlichen Wohnort als Perspektive der Lebensplanung attraktiv zu machen.
- Junge Erwachsene: Ähnlich orientieren sich auch junge Erwachsene oftmals eher in städtische Regionen, um die dort vorhandenen Angebote zu nutzen. Hier gilt es, langfristige Perspektiven vor Ort anzusprechen.
- Senior*innen: Auch ältere Bevölkerungsgruppen sind tendenziell abwanderungsgefährdet – insbesondere dann, wenn die Infrastruktur nicht auf die Versorgungsbedarfe Älterer ausgelegt ist.
Allgemein kann sich das Thema Ortsbindung aber an alle Bürger*innen richten. Die Potenziale der Digitalisierung können auch der gesamten Bevölkerung dienen und ihre Identifikation steigern.
Anwendungsbereiche
Ebenso wie die Zielgruppen können auch die Themenbereiche vielfältig sein, die mit dem Ziel der Ortsbindung addressiert werden.
- Bildung: Eine Vielzahl an ländlichen Regionen investiert in digitale Bildungsangebote und Kompetenzbildung, um junge Zielgruppen zu adressieren. Digitale Angebote können einen Beitrag leisten, Versorgungsengpässe aufzufangen und mit innovativen Methoden digitale Kompetenzen in die Bevölkerung tragen. Das Wissen um diese Möglichkeiten kann zur Bindung beitragen.
- Wirtschaft: Wer die beruflichen Möglichkeiten vor Ort kennt, ist oftmals gewillter in den ländlichen Regionen zu bleiben. Erhält also die Digitalisierung Einzug in Themen der Wirtschaft, kann sie die Region als attraktiven Standort positionieren und dem Fachkräftemangel entgegenwirken.
- Vereine und Engagement: Gesellschaftliches Engagement hilft, Bindungen zum Ort und ihrer Bevölkerung zu stärken. Damit wird eine emotionale Basis für einen möglichen Bleibewillen gesteigert.
- Daseinsvorsorge: Ähnlich wie bei der Wirtschaft hält es sich auch mit der Daseinsvorsorge. Attraktive Ansätze der Daseinsvorsorge unterstützen den Bleibewillen in den ländlichen Räumen, da sie den Innovationswillen und die Möglichkeiten vor Ort hervorheben.
Ziel sollte es sein, Ihren Ort mithilfe der Potenziale der Digitalisierung als attraktiven Ort in der individuellen Lebensplanung der Bürger*innen zu positionieren.
Argumente für den ländlichen Raum
- Gesellschaftliches Miteinander: Das Besondere an ländlichen Räumen ist die hohe soziale Nähe. Dieses Potenzial gilt als Argument für die Bindung zu nutzen. Themen können neben dem Engagement auch Nachbarschaftshilfe, oder sozialer Zusammenhalt sein.
- Lebensqualität: Die Lebensqualtät ländlicher Regionen hat besonders in der Zeit der Pandemie viel Aufmerksamkeit erfahren. So sind die Nähe zur Natur, die Verfügbarkeit von viel Raum und die spezifischen regionalen oder lokalen Angeboten Argumente für die potenzielle hohe Lebensqualität und damit allgemeiner Ortsbindung.
Praktische Tipps
- Innovative Ansätze: Auch beim sogenannten Place-Branding nach innen darf kreativ gearbeitet werden. Innovative Ansätze dürften vor allem junge Menschen ansprechen und helfen, dass Alltägliches durch eine kreative Inszenierung neu wahrgenommen wird. Co-Working-Spaces, digitale Experimentierräume (z.B. mit 3D-Druckern) oder lokales Influencer-Marketing für den Ort.
- Ironie: Es kann hilfreich sein, bestimmte Besonderheiten Ihres Ortes bzw. Ihrer Region auf ironische Art und Weise zu nutzen. Das können der Dialekt, kulturelle Eigenheiten oder bestimmte Klischees sein, die aufs Korn genommen werden.
- Langfristige Bindung: Ziel muss nicht zwangsläufig das „vor Ort bleiben“ sein, sondern kann auch das Zurückkehren nach einem bestimmten Lebensabschnitt (z. B. nach der Ausbildung oder dem Studium) bezwecken. Bindungsziele sollten deshalb langfristig gedacht werden.
Beispiele
Viele Projekte lösen die Ortsbindung mit unterschiedlichen Ansätzen.
- Das Digitalisierungszentrum Zeitz ermöglicht einen Zugang zu digitalen Kompetenzen wie Robotik. Hier interagieren junge Menschen mit dem lokalen Arbeitsmarkt und Erfahren so praktisch viel über ihre Möglichkeiten vor Ort.
- Das Marketingvideo „Oberpfalz für Einsteiger“ ist ein ironisches Video, das die Oberpfälzer mit Stereotypen und Dialekt anspricht und so ihre Bindung erhält.